Romans 8

Text: Römer 8,1-11 Weil nun ein Menschen = Herz, wie zuerst in seinem angeborenen Verderben, so hernach auch in seinem neugeschaffenen Sinn sich selbst so verborgen und unergründlich ist, so sucht es nun der Apostel noch besser aus einander zu setzen, wie man bei so vieler Not, die einem die Sünde noch macht, doch seine Freiheit von der Verdammung behaupten, und seinen jetzigen Zustand von dem vorigen alten unterscheiden könne. Das Gesetz hat eine Verurteilung über Alle gebracht. Das Evangelium bringt eine Lossprechung über Alle. Und diejenigen, die nun durch den Glauben in Christi JEsu sind, stehen in dieser Freiheit. Durch diesen reizt der Apostel zum Glauben auch diejenigen, bei denen es noch manche Not und Zweifel durchzukämpfen gibt. Wer nur seinen Sinn auf das Bisherige ergibt, zur Gerechtigkeit Lust hat, die Sünden = Plage fühlt, und mit dem Geist Christi wider das Fleisch kämpft, der gehört schon unter die, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Das Gesetz, so lange sich der Mensch damit so einläßt, daß er aus dem Gesetz wider die Sünde kämpfen, und etwas Fruchtbares im Guten hervorbringen will, wird ihm ein Gesetz der Sünde und des Todes, es treibt mehr Lust und Begierden in ihm hervor, es unterhält die Feindschaft wider GOtt, und mit den toten Werken ist nur dem Tod Frucht gebracht. Davon wird man nun freilich nicht anders frei, als wenn man aus der Erkenntnis Christi Licht und Willigkeit bekommt, nun Ihm anzuhangen, mit Ihm ein Geist zu werden, aus der Gemeinschaft mit seinem Kreuz und Tod gegen die im Fleisch und die im Fleisch wohnende Sünde zu kämpfen, und aus der Gemeinschaft mit seinem Leben ein neues Wesen und einen Dienst GOttes in demselben anzufangen. Darum kann es nun heißen, das Gesetz des Geistes, des Lebens in Christo JEsu, das nun eingegangene und befestigte Anhangen an Christo JEsu, macht mich frei von allem Bemühen, durch das Gesetz Gerechtigkeit und Leben zu suchen, wofür ich ohnehin nur Sünde und Tod gefunden habe. Und nach diesem Geist wandelt man denn, im neuen Wesen desselben dient man GOtt. - Das Gesetz kann mit seinem Drohen und Fluchen den Sünder zwar verdammen, aber nicht die Sünde so treffen, daß der Sünder dadurch von der Sünde abgezogen, und ihm das Leben gerettet würde. Deswegen bleibt der Haß wider GOttes Gericht, und die Lust zur Sünde im Fleisch doch stecken. Aber durch das, was GOtt getan hat, da Er seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches gesandt, und von seiner Beschneidung an bis zu seinem Tod am Kreuz die Sünde an Ihm so aufgesucht und verdammt hat, als sie an uns gerichtet werden sollte, hat GOtt diesem Unvermögen abgeholfen, und es nun einem Menschen möglich gemacht, daß er GOttes Gericht über die Sünde Gut heißen, und unter Verdammung der Sünde einen inneren, ernstlichen, anhaltenden Haß wider die Sünde fassen, und sich auf solche Weise gründlich von ihr lossagen kann. Woraus sich also ergibt, daß das Gesetz, und die vom Gesetz erforderte Gerechtigkeit durch Christum und den Glauben an Ihn nicht hintangesetzt, sondern zu Ehren gebracht wird. Daher verbirgt sich auch sonst der große Unterschied nicht. Bei dem einen Teil ist auch der Sinn und Wille fleischlich, begehrt GOtt nicht zu gefallen, ist dem Gesetz GOttes nicht untertan, haßt GOttes Gericht, vermag die Sünde nicht zu verdammen und gründlich zu hassen, hat keinen Sinn darauf, daß er des HErrn JEsu zu sein, und aus dessen Lebenskraft GOtt Frucht zu bringen begehrte. Der andere Teil aber sinnt dem nach, was des Geistes nach immer völliger, schneller, gründlicher von der Sünde abziehen, hat an Christo JEsu und an allem Rat GOttes, wie die Sünde verdammt, und die vom Gesetz erforderte Gerechtigkeit in uns vollbracht werden solle, seines Herzens Freude, und Verlangen, daß nur das bei ihm zu Stande komme. Durch solches Auseinandersetzen der inneren Erfahrungen muß man geängsteten Herzen Lust machen, und sie versichern, daß sie in einem anderen Zustand seine, einen anderen Sinn haben, ob es gleich noch im Kampfe steht. Beim geistlichen Sinn ist aus der Rechtfertigungs = Gnade Leben und aus dieser uns nun auch in der Erneuerung fortleitenden Gnade hat man Frieden, einen kindlichen, demütigen Sinn, unter diesem verordneten Kampfe hinzugehen. Der fleischliche Sinn aber hat an seinen Lüsten selbst den Tod, und wird durch die Verdammung des Gesetzes auch immer zum Tode verurteilt. Bei seinem Haß wider solches Gericht GOttes, bei seinem Unvermögen, dem Gesetz GOttes untertan zu sein, wird die Feindschaft wider GOtt immer mehr gereizt; und wenn man sich dabei schon auch oft hinstellt, wie Kain mit seinem Opfer, und sagt: ich tue, was menschenmöglich ist, so kann doch GOtt kein Wohlgefallen daran haben. Auf das hin tut ihnen der Apostel den väterlichen Zuspruch: ihr seid nicht fleischlich, sondern geistlich, und durch den Beisatz: so anders GOttes Geist in euch wohnt, verhütet er, daß sie sich nicht faulerweise auf dies sein Zeugnis hinlehnen, sondern in der Prüfung ihrer selbst doch wacker seien. Christi Geist muß es einem am besten entscheiden, daß man Sein ist; wie es der Heiland selbst schon seinen Jüngern als ihren Pfingst = Segen verheißen hat: an demselbigen Tage werdet ihr erkennen, daß ihr in mir und ich in euch bin. Auch der Leib, das ganze Behältnis des Jammers, unter dem wir gefangen sind, darf uns nicht daran irren; der ist freilich tot um der Sünde willen, dem ist nie keine Frucht davon zugesagt gewesen. Aber der vom Fleisch und Leib abgezogene inwendige Mensch, euer edelstes Ich, der Geist, bleibt vom Tod unangefochten, gewinnt vielmehr durch die Erlösung vom Leibe dieses Todes etwas für sein Lebenskraft. Zuletzt aber wird auch das, was sonst am tiefsten von der Sünde durchdrungen gewesen ist, woran auch der Tod am längsten gehaftet hat, noch zum Leben und Herrlichkeit nachgeholt werden, und wir uns also ganz, an Geist samt Seele und Leib, so vom Heil GOttes durchdrungen finden, als durchdrungen von der Sünde und Tod wir uns vorher beseufzt haben. Wie gern soll Einer alle Sorgfalt auf das zarte Leben und den Trieb des Geistes verwenden, weil so viel zur jetzigen Befriedigung und zur künftigen Herrlichkeit daran liegt. Text: Römer 8,12-17 Nun beschreibt der Apostel den guten Zustand derer, die nach dem Geist wandeln, mehr nach seiner blühenden und fröhlichen Seite, wie sich dabei ein kindlich williger Gehorsam und gelassene Geschäftigkeit (V.12-V.14), eine gemäße Zuversicht und Freudigkeit im Gebet (V.15), eine stets unterhaltene Gewißheit von der Kindschaft GOttes (V.16), und der rechte Sinn, unter Verpflichtung zur Kreuzesgemeinschaft, seine Hoffnung zur Herrlichkeit immer mehr zu bewähren (V.17), in gutem Wachstum finde. Bei einem Fleischlichen, in welchem kein Vermögen ist, dem Gesetz GOttes untertan zu sein, macht es leicht seine Feindschaft wider GOtt rege, wenn er ernstlich an seine Schuldigkeit erinnert wird. Geistliche Menschen aber können nun mit Gelassenheit hören, was ihre Schuldigkeit ausweise. Und zwar richtet der Apostel seinen Ausdruck nach der kurz zuvor ausgestandenen Sünden = Not, worüber einen die Furcht ankommen möchte: du wirst eben doch wieder vom Fleisch, von deinen Gewohnheiten, von den zusammenschlagenden Umständen dahingerissen werden. Aber da wehrt der Apostel und sagt: Nein, du bist nicht schuldig, dieser Not zu weichen. Ja er jagt gegen die unrechtmäßige Furcht eine Rechtmäßige Furcht ein, und sagt: So ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen. Ist der Mensch im Stande der Unschuld unter der Verwahrung solcher Warnungen gestanden, so ist man auch bei diesem wieder erneuerten Stand der Gnade dem nicht enthoben, daß einen ein solches Wort angreife. Dann achtet man auch desto besser auf die Unterweisung des richtigen Weges, durch den Geist des Fleisches Geschäfte zu töten. Also: Nicht mit dem Gesetz das Fleisch töten, oder wider dessen Geschäfte kämpfen wollen, sondern durch Geist, durch den aus dem Evangelium empfangenen Geist Christi, aus Glauben und Erkenntnis des ganzen Prozesses, den GOtt der Sünde in Christo gemacht hat! Aber auch mit diesem Geist die Sünde nicht wegblasen, nicht wie eine Mücke wegscheuchen wollen, sondern des Fleisches Geschäfte töten! Daß also auf der einen Seite vom Geist her williger Gehorsam und Kraft, auf der anderen Seite aber vom Fleisch her doch Grauen und Gefühl des Todes ist. Aber das uns geschenkte Leben ist wert, unter solchem öfteren Kampf behauptet zu werden, und wird uns also als eine davon gebrachte Beute immer teurer. Des Geistes Treiben ist besonders auch unter solchem Führen auf den Kampfplatz, wie bei unserem lieben Heiland in die Versuchungs = Wüste. Und das Zeugnis und der Zuruf: die sind GOttes Kinder, mehrt den Mut im Kampf. Wenn schon der Heilige Geist im Anfang der Bekehrung auch unter der Furcht aus dem Gesetz sein Geschäft gehabt, und uns darunter des Evangelischen Trostes fähig gemacht hat, so soll man doch weiterhin keine Demut daraus machen, daß man sich der Gnade des Evangeliums, und der daraus fließenden Freudigkeit nicht anmaßen, und nur immer wieder in die Furcht kriechen wollte. Sondern die Furcht muß durch die Liebe ausgetrieben werden, daß der kindliche Geist Raum gewinne, dessen Abba rufen uns durch alles Gedränge hindurchbringt, und das, was unser eigener, neuer, an sich auch gewisser Geist nicht genug aus einander und in das Licht setzen könnte, durch sein Zeugnis schlichtet, und uns damit aus der Furcht immer mehr in die völlige Liebe durchhilft. Wozu freilich auch die Öffnung der Augen in die Hoffnung unsres Berufs Vieles beiträgt, die aber nicht schnell vom Kreuz herab nimmt, zu dessen Gemeinschaft man sich unter der vorigen Sünden = Not bequemt hat, sondern und darunter erquickt, und in der Geduld erhält. Die größte Weisheit hat GOtt in das zu unserer Herrlichkeit verordnete Geheimnis des Kreuzes gelegt, und der größte Beweis, daß nun mit Besiegung alles menschlichen und fleischlichen Sinnes der göttliche Sinn bei uns aufkomme, ist die Willigkeit, sich durch Leidens = Gemeinschaft zur Herrlichkeit bewähren zu lassen. Text: Römer 8,18-27 Diesen vollständigen Christen = Staat (Reichsgrundsatz), durch das Mitleiden zur Herrlichkeit bewährt zu werden, führt nun der Apostel umständlicher aus, und zeigt, wie die ganze Kreatur mitleide und mit auf die Herrlichkeit warte (V. 18-23), der Stand des Glaubens und Hoffens, der uns hier angewiesen ist, es nicht anders mit sich bringe, als daß wir im Gegenwärtigen nicht festen Fuß fassen, sondern auf das Unsichtbare sehen müssen (V. 24- 25), und oft Umstände kommen, wo wir unsern Sinn in keine ausgedrückte Bitten bringen, sondern uns auf die vor GOtt aufgedeckte Verpflichtung zum Kreuzes =Sinn verlassen müssen, nach welcher unsere unausgesprochenen Seufzer zu verstehen seien (V. 26-27). Eine dunkle Vorempfindung hat ein Jeder davon, daß diese Leben in keine Vergleichung komme mit dem zukünftigen und ewigen. Aber dieser Eindruck wird eben gar bald wieder von den Lüsten unserer Natur, und von der Verdrossenheit zum Leiden verschlungen. Erst der Glaube, und der dabei aufgerichtete Kreuzes =Sinn oder Verpflichtung zum Mitdulden bringt es darin zur Festigkeit, daß alles zeitliche leicht, und mit dem Ewigen in keinen Wert zu setzen sei. In aller Kreatur finden sich Spuren von einem - dem Geburts =Schmerze ähnlichen Warten oder Bemühen auf einen Zweck, der aber immer durch dazwischen kommende andere Umstände unterbrochen und vereitelt wird. Die Kreatur bringt immer eines aus dem anderen hervor, und ist in einem Bemühen. Aber es wird eben nie etwas Unverwesliches und Unvergängliches daraus. Der um der Sünde willen eingedrungene Fluch unterbricht Alles wieder, und zieht es in Not und Untergang, und das oft desto schneller, je mehr der Menschen Mißbrauch dazu kommt. Das geht mit der Kreatur ohne ihren Willen vor, oder darin geht es nicht nach der ersten Absicht Dessen, der ihr durch seinen Willen das Wesen gegeben, und dabei auch einen Eindruck von ihrer Bestimmung beigebracht hat. Doch ist jetzt ein Rat und eine weitergehende Absicht Dessen darunter, der sie auf Hoffnung unterworfen hat. Diese Absicht GOttes nämlich und die darauf sich gründende Hoffnung der Kreatur geht dahin, daß sie von diesem Umlauf der immer geschäftigen und eben so bald wieder vereitelten Bemühungen frei werden wird, und an der Offenbarung der Kinder GOttes und ihrer Herrlichkeit auch Anteil bekommen, ja selbst auch ein Stück vom herrlichen Erbe derselben ausmachen wird. Wüßte es ein Mensch schon nicht just so von sich selbst, oder könnte es nicht so ausdrücken, so kann er doch, wenn es ihm das Wort GOttes so verspricht, bald beipflichten, und bei Stille und Nachdenken über den Tod der Eitelkeit in der Welt, bald merken, wie das nicht das Einzige und Letzte sein kann, was sich GOtt mit seiner Kreatur vorgenommen hat; sondern wie das Herz und Ohr Dessen, der sich aller seiner Werke erbarmt, und auf den Aller Augen warten, das Sehnen derselben nicht so verschmachten lassen wird, sondern ihm (dem Sehnen) ein erwünschtes Ziel gesetzt haben wird. Von dem Geist GOttes ist in seiner Art der ganze Welt = Kreis voll, und es ist so wenig unwürdig zu sagen, daß der Geist GOttes sein Geschäft unter dem Seufzen der Kreatur habe, als daß es die Schrift GOtt zum Ruhm rechnet, daß alles Fleisch zu Ihm komme, und Er das Rufen der jungen Raben höre. Aber freilich machen die Erstlinge des Geistes oder der - den Kindern GOttes, dem Erstling der Kreatur, geschenkte kindliche Geist, einen großen Unterschied zwischen der Kreaturen Seufzern, und zwischen der Braut ihrem in des Geistes Kraft gesprochenem: Komm ! (Offb. 22, 17), wo kein Tod mehr sein wird, und unsere übrigen Kindschafts =Rechte in volles Licht gesetzt sein werden. Unter dieses Geistes Gnade, Treiben, Geschäft, Tröstungen sind wir freilich selig; aber so, daß dabei immer noch Vieles zu hoffen übrig bleibt. Bei der Hoffnung ist ein erwartetes Gut und hinlängliche Versicherung davon; aber der Verzug geht doch nicht ohne Leiden und Herzens = Beängstigungen ab. Wo nun die Empfindung unter dem Leiden und das Grauen vor dem Leiden, mit der Zuversicht über das Zukünftige, in ein merkliches Ringen kommt, da entsteht die Schwachheit daraus, in welcher man nicht weiß, was man beten soll. Das trübe Durcheinanderlaufen mehrerer Gedanken, mit Ungewißheit, auf welchem man bleiben, welchem man zuerst aussprechen soll (Joh. 12, 27). Der zum Leiden willige Geist und das mit Grauen vor dem Leiden behaftete Fleisch stoßen so zusammen, wie bei dem Leiden unseres Heilands am Ölberg; und wir wissen noch weniger, was dem Vater zu tun möglich ist, und wie weit wir im Beten gehen dürfen. Da tut der Geist über unseren Begriff hinaus das Beste, und hilft allen unseren Sorgen und Zweifeln ab mit Seufzern, darin nicht alles ausgesprochen werden darf, sondern darin mehr als in einer in Ausdruck gebrachten Rede neben einander herlaufen kann. Un d was uns daran unaussprechlich ist, das benimmt ihrem Wert vor GOtt gar nichts, daß dieser vielmehr an des Herzens Grunde seine Lust ersieht, darin wir dem Göttlichen den Vorzug so weit über das menschliche geben, und uns als Kreuz = Heilige, als wunderbar geführte heilige zum Niedrigsten bequemen, und doch zugleich über der Hoffnung des Herrlichsten halten. Text: Römer 8,28-39 Das bisherige hat Anweisung genug geben können, wie man es bei seinem Christentum nicht zu leicht, und nicht zu schwer nehmen, sich's nicht zu traurig, und nicht zu fröhlich vorstellen soll; sondern mit der Gnade, in die man zu stehen gekommen ist, durch alle von der Sünde, Gesetz, Tod und Leiden dieser Zeit erregte Not durchbrechen, und zum gegenwärtigen Genuß des Heils immer auch die wichtige Hoffnung des Zukünftigen nehmen müsse. Jetzt macht Paulus vollends einen fröhlichen Beschluß, wie es unter diesem Allem doch bei dem oben Kap. 5, 3.11. versicherten Ruhm an GOtt unter den Trübsalen bleibe, daß sich nun also der oben Kap.5 angefangene köstliche Ring wieder an seinen Anfang schließt. Auch bei jenem Nichtwissen (V.26), und gegen dasselbige ist es gut, daß wir uns nur so in GOttes Vorsehung versenken dürfen, und versichert sein können, daß denen, die in Liebe über Alles hinein GOtt auf seinen Vorsatz trauen, Alles einen Vorschub zum Heil tun muß. Liebe macht den Stein, an dem sich Andere stoßen, den Stein der Erwählung und des Vorsatzes GOttes, zu einem sanften Haupt = Kissen, und seiht dabei den Himmel offen, wie Jakob auf seiner reise. Der Vorsatz ist tief in GOtt verborgen, aber der Beruf ist der Ausdruck davon. Siehe auf den Beruf, so siehst du dabei GOtt ins Herz. Bleibe an dem Beruf, so bleibst du an dem - aus allen diesen Himmels = Fäden zusammen gewundenen Liebes = Seil. Denn welche Er zuvor ersehen, und die Liebes = Neigung zu ihnen gewonnen hat, sie zum ewigen Leben zu erhalten, die hat Er auch verordnet, und es über sie bestätigt, daß es mit ihnen zu dem frohen Ziel der Kindschaft und Erbschaft GOttes hinanreichen soll, und daß sie durch Alles dazu gefördert, und vor allem Nachteiligen bewahrt werden sollen. Von einem solchen über dir waltenden Gnaden = Vorsatz GOttes aber macht dich der Beruf im Evangelium gewiß, die Kraft so es an deinem Herzen beweist, dich von der Welt abzuziehen, der gehorsam, den es dir abgewinnt, die Geduld, dazu es dich stärkt, bestätigen es insgesamt, daß, welche Er verordnet hat, die hat Er auch berufen. Welche Er aber berufen hat, die hat Er auch gerecht und herrlich gemacht. Kommt den aber nie etwas dazwischen? gibt es keinen Rückfall? bleibt Keiner stecken? Der Apostel hat freilich damit nicht geschwind einen Satz aufstellen wollen, daß es nach einmal angenommenem Beruf nimmer fehlen könne, auf das hin man sich auf die faule Seite legen könnte. Aber redlichen Seelen hat Er doch damit einen Faden in die Hand gegeben, an dem sie bei dem - ihnen verordneten Lauf richtig fortlaufen könnten. Darum redet er, wie Einer, der schon vom Ziel auf seinen gekämpften Kampf und gehaltenen Glauben zurücksieht. Was will man hierzu sagen? Was will man weiter fordern? Was kann unser Herz, wenn es auch ungläubig sein möchte, dagegen einwenden? Hat GOtt seines eigenen Sohnes nicht verschont, wie sollte Er uns mit Ihm nicht Alles schenken? Hat GOtt seinen Sohn für uns dahin gegeben, wer will die Auserwählten GOttes über dem belangen oder beschuldigen, was schon durch die Hingabe des Sohnes GOttes um ihrer Sünde willen getilgt ist? GOtt ist hie, der da gerecht macht, wer will verdammen? Wenn auch täglich vorkommende Gebrechen den Glauben an die vormalige Versöhnung und an die daraus fließende Vergebung schwer machen, wenn das Gesetz mit meinem Glauben kämpft, und den Geist der Kindschaft in mir dämpft, so verteidigt GOtt selbst seine Rechtfertigung wider alle Widersprüche. Christus ist hie, der gestorben ist: ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten GOttes, und vertritt uns; wer will uns scheiden von der Liebe GOttes? Es ist mit Christo und seinem Werk für uns und an uns immer weiter gekommen, daß nichts Feindseliges es mehr erreichen kann. Aus Christi Tod, Auferstehung, Sitzen zur rechten Hand GOttes und hohepriesterlicher Fürbitte wird die fortdauernde Vereinigung mit der Liebe GOttes hergeleitet. Die Liebe GOttes gegen uns, und ihre Festigkeit ist der Grund, daß wir nicht geschieden werden können. Aber die von uns erkannte Liebe GOttes, die uns auch unsere Liebe abgewonnen hat, ist der Grund von der Zuversicht und Gewißheit, darin wir stehen. Leiden und die sich dahinter steckenden Feinde macht der Apostel stückweise namhaft, damit man sich es auch einfallen lasse, was sich noch an uns wagen könnte. - Schwert war Pauli eigene Todes =Art, die er nicht ohne geheime Ahnung hier vor anderen nennt. Die erste Klasse der Seligen ist meist von denen voll, die eines gewaltsamen Todes über dem Wort und der Wahrheit GOttes gestorben sind (Offb. 6,11#20,4). Einer der mißlichsten Umstände heutiger Zeit ist, daß der Leidens = Sinn so abnimmt. Sobald über eine gute Sache, über einen Zeugen der Wahrheit die geringste Schmach ergeht, sobald wird man stutzig. Deswegen ist der Umgang mit seinen Welt = Leuten so schädlich, weil sie ihre Feindschaft wider JEsu Kreuz so künstlich einschwätzen können, und so etwas unterschieden, wie wenn man da wäre, sein Leben zu erhalten, nicht aber, sich als ein Schlacht = Schaf zu achten. In Allem überwinden wir durch Den, der uns geliebt hat, und der uns nun auch aus Liebe unter allen Widerwärtigkeiten so bewährt, daß der Ankläger zu Schanden wird (Offb. 12, 11). Der Tod kann uns nicht scheiden, denn Christus ist gestorben. Das Leben ist uns nicht nachteilig: denn Christus ist auferweckt. Denke nicht: wäre ich nur in meiner Jugend gestorben! wuchs ich nicht in immer gefährlichere Jahre und Zeiten hinein! JEsu Leben in der Herrlichkeit ist dir mächtiger Schutz genug. Über Engel, Fürstentum und Gewalt, Gegenwärtiges und Zukünftiges, Hohes und Tiefes reicht JEsu Sitzen zur rechten Hand GOttes. Hat es nur mit dem Anhangen deiner Seele an Ihm seine gute Richtigkeit; an dem Erhalten Seiner rechten Hand wird es gewiß nicht fehlen.
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